Sternchen Winnetou II Sternchen
Karl Mays Roman »Winnetou II« erschien in Buchform erstmals 1893. Aufgrund der Montage mehrerer kurzer Erzählungen, die mehr als die Hälfte des Romans umfassen, bildet der Roman kein geschlossenes Handlungsgefüge. In den eingefügten, älteren Erzählungen tritt der Apatschenhäuptling nur bedingt als tragende Figur in Erscheinung, und so passen diese entsprechend nicht in die Biographie Winnetous, die ja die Romane »Winnetou I-III« darstellen. Beide Hörspielfolgen umfassen aus dem Roman »Winnetou I« das letzte Kapitel und aus dem Roman »Winnetou II« von 20 Kapiteln lediglich die Kapitel 1 und 12 bis 13 (Folge 1) und 14 bis 20 (Folge 2).

Eine Hörspielbesprechung von Dr. Karsten Hein

»Old Shatterhand, Old Firehand und Winnetou - die drei berühmtesten Männer des Westens!«
   [der Colonel]


LP 115 505
Old Shatterhand überwältigt Pida, den Sohn Tanguas. Santer entkommt erneut und wird von Winnetou verfolgt. Old Shatterhand presst mit Pida dem gefangenen Sam Hawkens frei. (Hierbei handelt sich um das letzte Kapitel aus dem Roman »Winnetou I«, was hier gut die erste Hälfte der ersten LP-Seite belegt.) Im Hörspiel reist Old Shatterhand aufgrund des Krieges zwischen den Nord- und Südstaaten nach Deutschland zurück, wo er seine Eltern besucht. Dann kehrt er nach St. Louis zurück und trifft seinen Bekannten, den Büchsenmacher Henry wieder, der ihm den selbst gefertigten Henrystutzen überlässt.
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Im Roman »Winnetou II« schließt hier eine Reihe Abenteuer an, die mehr als die Hälfte des Romans »Winnetou II« umfassen: Old Shatterhand reitet direkt nach St. Louis, trifft den Büchsenmacher Henry dort unmittelbar wieder. Nach einer Reise über die Südsee, China, Ostindien und Kalkutta landet er in New York. Bei einem Schiffsunglück hat er seine gesamte Barschaft verloren und verdingt sich deshalb in New York als Privatdetektiv. Sein Auftrag, einen entführten Bankierssohn zu befreien, führt ihn wieder in den Wilden Westen. Unterstützt wird er bei der Verfolgung von dem berühmten Westmann Old Death. Beide geraten in die Wirren des Bürgerkrieges. Old Shatterhand führt seinen Auftrag erfolgreich zu Ende, doch sein Gefährte Old Death wird erschossen. Winnetou taucht in diesem Handlungsstrang - und damit in über der Hälfte des Romans - nur sporadisch auf. Wie gesagt hat man aus diesem Grund geschickt die eingewobene Handlung und damit die erste Hälfte des Romans im Hörspiel übersprungen.
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Nach Begleitung eines Goldtransports erreicht Old Shatterhand New Venango. Als er auf den Ölprinzen Emery Forster und den Jungen Harry trifft, kommt es innerhalb der nahe gelegenen Ölfelder zu einer Brandkatastrophe. Old Shatterhand kann Harry retten. Als man Old Shatterhand vorwirft, er hätte auch das Leben vieler Arbeiter retten können, verlässt er New Venango. (Die Szene wird im Hörspiel äußerst verkürzt widergegeben und hätte allein schon angesichts der Kürze der LP weiter ausgeführt werden können.) Nach dem Zusammentreffen mit Winnetou erfahren beide von einem geplanten Überfall der Poncas auf das Fort Niobrara. Parranoh, der grausame Häuptling der Poncas, ist ein Weißer mit Namen Tim Finnetey. Er hat einst die Indianerin Ribanna ermordet, die Winnetou geliebt und auf die dieser zugunsten Old Firehands verzichtet hatte. Winnetou will Rache nehmen. Im Fort Niobrara lernt Old Shatterhand Winnetous Freund Old Firehand kennen, der nicht allzu entfernt in der »Festung«, einer unzugänglichen Schlucht, seine Biberfelllager hat. Der Überfall der Poncas auf das Fort kann niedergeschlagen werden, und Parranoh fällt durch Old Shatterhand im Kampf.
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Auffälligkeiten: Als Hatatitla in Gegenwart des Ölprinzen mit einem Laut auf sich aufmerksam macht, hört es sich an, als sei Pferdegewieher langsamer abgespielt worden. So klingt der edle Rappe etwas kränklich. Die Szene der Brandkatastrophe wird begleitet von etwas unpassenden Orgelakkorden. Diese werden auch kurz vor dem Angriff der Poncas auf das Fort verwendet. Manko ist und bleibt die ungewöhnliche Kürze des Hörspiels.